25.06.21

Leica Black Paint

Black (Paint) is beautiful

Eine schwarz lackierte Leica – unaufdringlich, sich diskret im Hintergrund haltend und doch ganz unmissverständlich Professionalität ausstrahlend – weckt bei vielen Fotografen Begehrlichkeiten. Was ist dran am Hype um die schwarzlack Modelle? Wir ergründen die Wurzeln dieses Trends und blicken auf vergangene und künftige Auktionen in Wien.

Sucht man nach einer aktuellen Black Paint Kamera, landet der geneigte Fotograf zum Beispiel bei einer analogen Leica MP. Sehen wir uns nach der besonderen Aura um, die solche Modelle für eingefleischte Fans umgibt, landen wir – noch relativ aktuell – bei einer ganz besonderen M: Im März 2015 stellte Leica das auf weltweit 125 Stück limitierte M-P Set „Correspondent“ by Lenny Kravitz for Kravitz Design vor, das sofort zu einem begehrten Sammlerstück wurde. Es besteht aus einer M-P Black Paint, den passenden Objektiven Leica Summicron-M 1:2/35 ASPH. und Leica Summilux-M 1:1,4/50 ASPH. sowie einem schwarzen Lederkoffer mit Messing-Applikationen. Kamera und Objektive weisen die klassischen Gebrauchsspuren auf, nämlich den Verlust von Farbe und das durchscheinende Messing, nur sind diese schon im Auslieferungszustand vorhanden.


Patina ab Werk, das gab es bei der Leica M-P Correspondent by Lenny Kravitz. Das Modell, nebst zwei Objektiven und Koffer, ist auf 125 Stück limitiert.

Eine Kamera im harten Einsatz, ein Modell, das tadellos funktioniert, selbst wenn man ihm die rauen Bedingungen ansieht, denen es ausgesetzt war, weckt die Sammlerleidenschaft.

Eine M, die in der Hand von Pressefotografen die Lebensumstände dokumentiert und mit herausragenden Bildern die Meinung der Rezipienten zum Weltgeschehen beeinflusst, ja sogar lenkt, ist der Inbegriff einer Reportagekamera. Tatsächlich fußt die Faszination für Black Painted Leicas neben ihrer Seltenheit wohl auch auf der Pressefotografie, mit der gemeinhin zuverlässige Werkzeuge als wesentliches Merkmal verbunden werden. Die Patina einer schwarz lackierten M ist ein Ausdruck dafür.

Schon in den 1930er-Jahren verkauften Firmen wie Leitz und Zeiss-Ikon schwarze Kameras, die aber schnell „unansehnlich“ aussahen, da die schwarze Farbe auf den Gehäuseoberflächen nicht sonderlich gut hielt. Was anfangs als Makel erschien, und von Leica in den 1970er Jahren mit der M4 in Schwarzchrom behoben wurde, sollte später einen rasanten Trend auslösen. Denn tatsächlich wurden weit weniger schwarze Kameras in den Markt gebracht, als dieser nachfragte. Auch konnte oder wollte sich nicht jeder Pressefotograf etwa eine schwarze Leica M3 leisten. 

Ergo: Es wurden etliche verchromte Modelle nachlackiert – zum Teil von Leica selbst, zum Teil aber auch von unseriösen Fälschern, die diese nachträglich lackierten Modelle mit falschen Papieren als überteuerte Originale angeboten haben und das auch aktuell noch tun – wer sich unsicher ist, sucht Rat bei Leica Classics beziehungsweise bei Leitz Photographica Auction. Hier gibt es umfangreiche Unterlagen, – Liefer- und Reparaturbücher etwa, sowie Produktionsdaten und mehr –, die die Herkunft einer Leica belegen können.

Ein Beispiel für eine begehrte Messsucherkamera ist etwa die Leica MP (mit der Nummer 2), die während der Photokina 1956 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und von der nur 412 Exemplare gefertigt wurden, 141 davon schwarz lackiert und primär von Profifotografen erworben. Viele berühmte Magnum-Fotografen benutzten eine MP, deren Konstruktion die Fotografen Alfred Eisenstaedt und David Douglas Duncan – seinerzeit Kollegen bei „Life“ – angeregt hatten. Dieses Modell, das zunächst an den New Yorker Pressefotografen Bob Schwalberg ausgeliefert worden war, könnte auch den Trend für schwarz lackierte Leicas ausgelöst haben.

38. Leitz Photographica Auction

Während der 38. Leitz Photographica Auction am 12. Juni 2021 kam einige schwarz lackierter Kameras unter den Hammer. Darunter echte Raritäten wie etwa eine M2 (mit der Losnummer 98) in erstaunlich gutem Originalzustand und mit den charakteristischen Bläschen im Lack, dazu das passende schwarz lackierte Summicron 2/5 cm mit einer  originalen, sehr seltenen Ledertasche. Diese erzielte ein Höchstgebot von 96.000€ inkl. Premium. Weiters wurde eine M3 aus einer Charge von 150 Kameras aus dem Jahr 1962 mit schwarz lackiertem Summicron Rigid 2/50 mm für 55.000€ inkl. Premium verkauft. Gehäuse und Objektiv sind im Originalzustand und zeigen eine wunderschöne Patina, die diese Modelle so begehrt macht.


Diese M3 und das passende Summicron Rigid 2/50 mm zeigen eine wunderschöne Patina. Sie kommen bei der 38. Leitz Photographica Auction unter den Hammer. Die M3 von 1962 stammt aus einer Charge von 150 Kameras.

Diese Leica M2 ist in einem erstaunlich guten Originalzustand. Im schwarzen Lack zeigen sich die charakteristischen Bläschen, sie kommt mit dem Summicron 2/5 cm und einer originalen, sehr seltenen Ledertasche zur Versteigerung.

Zur Wertentwicklung äußert sich der Auktionsexperte Michal Kosakowski: „Während die M2 Schwarzlack mit der Seriennummer 1130115 in unserer 17. Auktion im Jahr 2010 noch einen Preis von „nur“ 2.880 Euro (inklusive Premium) erreichte, erzielte die selbe Kamera beim Wiederverkauf in der 32. Auktion (2018) einen Hammerpreis von 9.600 Euro. Heute würde sie in einer Auktion mit einem Schätzpreis von 18.000 – 20.000 Euro aufgerufen. Übrigens: Liebhaber einer Schwarzlack Kamera, die nicht ganz so viel Geld ausgeben können oder wollen, sollten sich nach einem schwarz lackierten Leica Reflex Modell umsehen. Diese sind aktuell noch deutlich günstiger zu haben.

Am 24. Juni stellte die Leica Camera AG. eine M10-R in Schwarzlack vor, welche die Legendären Schwarzlack Modelle weiterführen wird.


Fotos: Leica / Leitz Photographica Auction
Text: Tobias F. Habura-Stern / LFI Leica Fotografie International